Katathym Imaginative Psychotraumatherapie (KIPT):
Die KIPT hat sich aus ihrer großen Schwester, der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP) heraus entwickelt. Diese nutzt Imaginationen - Traumreisen von 20 bis 30 Minuten Dauer - als nichtsprachlichen Zugang zu unserem inneren Erleben, um in Bereiche vorzudringen, die alleine durch Sprache nicht erreicht werden können, aber für die Veränderung unseres Erlebens von großer Bedeutung sind.
Über die unterschiedlichen Bildanregungen können so sowohl Ressourcen als auch konfliktbehaftete Erlebensbereiche und Belastungserfahrungen aktiviert werden, lange unterdrückte Gefühle und Impulse frei werden und so ungünstige innere Erlebensweisen und äußere Verhaltensmuster verändert werden.
Bei der KIPT wird diese Technik nun auf die Besonderheiten der Entstehung und Behandlung von Traumafolgestörungen abgestimmt. Da besonders der Aspekt der zeitlichen Zuordnung eine große Rolle spielt, wird die Persönlichkeit in unterschiedlich Anteile „aufgeteilt“- insbesondere wird zwischen der Erwachsenenperspektive - der Gegenwart -, aus der heraus alle Imaginationen erfolgen und der Kindperspektive - der Vergangenheit - unterschieden, ähnlich wie die Bidschirmtechnik zwischen dem Erzähler in der Gegenwart und der dritten Person in der Vergangenheit unterscheidet.
Frühe und fortgesetzte Traumatisierungen, die die ganze Persönlichkeit erschüttert und geprägt haben, machen sich meist in einem generellen Gefühl der Verunsicherung bemerkbar: die ganze Welt ist ein Ort voller Gefahren, auf nichts und niemanden ist Verlass. Deshalb ist es bei der Behandlung sehr wichtig ein Gegengewicht zu dieser Überzeugung zu entwickeln, d.h. all die inneren Bereiche zu stärken und zu stützen, die mit dem Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit verbunden sind. In der KIPT werden hierfür v.a. die Motive des sicheren Orts, der inneren Hilfreichen Gestalten und des unverletzten, lebendigen Kindes genutzt. Damit soll es möglich werden zum einen diejenigen Erfahrungen im Leben, die einem gut getan haben - und jeder, so schlimm die meisten Erfahrungen auch gewesen sein mögen, hat auch gute Erfahrungen gemacht, sonst hätte er nicht überlebt - wieder in sich aufleben zu lassen und zum anderen diese in der vertrauensvollen Atmosphäre der Therapie weiter auszubauen.
Aus diesem anfänglichen „Brückenkopf“ im Meer der Unsicherheit wird so im Laufe der Zeit eine stabile Basis, die es im nächsten Schritt ermöglicht sich der erlittenen Verletzungen, bzw. der verletzten inneren Anteile anzunehmen. Hierfür verlässt man in der Imagination den sicheren Ort in der Begleitung der inneren Helfer, um die verletzten (Persönlichkeits-)Anteile zu bergen, die Täter, die für deren Verletzung verantwortlich sind, unschädlich zu machen und die verletzten Anteile in Sicherheit zu bringen. Gerade beim Umgang mit den Tätern gibt es keine Beschränkungen, alles was nötig ist, um diese unschädlich zu machen ist erlaubt. So können lange unterdrückte Wut, Ärger und Zorn sich endlich zeigen und entfalten. Sie müssen nicht mehr länger versteckt, unterdrückt oder gegen sich selbst gerichtet werden - vielen traumatisierten Menschen fällt es sehr schwer sich abzugrenzen und andere in ihre Schranken zu weisen, aber mit sich selbst können sie überaus hart ins Gericht gehen und sich immer wieder bestrafen, entwerten oder verletzen. Auf diese Weise kann Zug um Zug das Gefühl wachsen, selbst Einfluss auf das innere Geschehen nehmen zu können; man muss sich den Gespenstern der Vergangenheit gegenüber nicht mehr hilflos ausgeliefert fühlen.
Im folgenden Schritt geht es darum sich mit denjenigen Verhaltensmustern auseinanderzusetzen, die wir ähnlich der früheren Täter wie selbstverständlich auf uns selbst anwenden. Häufig haben wir die prägenden Traumatisierungen so verinnerlicht, dass wir sie ganz automatisch selbst wiederholen, wir brauchen die Täter dafür gar nicht mehr. Aus ständigen Entwertungen wird so eine innere Entwerterin, ein innerer Entwerter, aus Beschuldigungen eine innere Scharfrichterin, ein innerer Scharfrichter, mit deren Unterstützung wir uns das Leben selbst schwer machen. Auch diese werden nun wie zuvor die Täter auf der inneren Bühne unschädlich gemacht.
Zuletzt ist es wichtig den Gefühlen, die die traumatisierenden Erfahrungen in uns hinterlassen haben, ausreichend Raum zu geben, so dass wir uns von dieser Zeit angemessen und gut verabschieden können. Sehr geeignet dafür ist das Motiv „Haus der Gefühle“, in dem es für jedes Gefühl ein Zimmer geben darf, welches wir aufsuchen können damit diese auch zu einem Teil von uns werden dürfen.